- Zukunftsprojekt Darmbachoffenlegung -

Das Projekt zur Offenlegung des Darmbachs, und die damit verbundene Diskussion über das Für und Wider erzeugt innerhalb der Stadtverordneten, des Magistrats und der Darmstädter Bevölkerung bis heute Gesprächsstoff. Auch die hiesige Presse beschäftigt dieses Thema seit gut 15 Jahren.

Die Lokale Agenda 21, Themengruppe „Wasser in der Stadt“, hatte sich öffentlich zuerst mit diesem Projekt beschäftigt, bevor das Großvorhaben 2001 in einem Planungsbeirat genauer untersucht wurde. Sie führte verschiedene Interessengruppen, die als unmittelbare Anrainer mit diesem Projekt konfrontiert wurden und Vertreter der TU Darmstadt und Vertreter aller betroffenen Fachämter der Darmstädter Stadtverwaltung, an einen Tisch.

Der ehamalige Verein “Schützt Darmstadt e.V” (heute Darmstadtia e.V.) hatte sich bereits um 1980 um die Darmbachoffenlegung bemüht, war aber bei der Stadt Darmstadt nicht weitergekommen.

 Doch warum soll der Bach der Darmstädter, der seit Ende des 18. Jahrhunderts im Kanal verschwindet, überhaupt wieder ans Tageslicht?

Die wichtigsten Argumente einer Offenlegung beziehen sich auf die Bereiche Ökologie, Ökonomie und Stadtgestaltung und auf die „Rechtlichen Rahmenbedingungen“.

Anhand einer Zeitschiene mit den wichtigsten Entscheidungen und Beschlüssen soll die Entwicklung dieses Projektes über die vergangenen Jahre übersichtlich dargestellt werden. Grundlage dieser Auflistung sind Quellen, die ich der Internetseite www.darmstadtbach.de und www.Darmbach.de der Stadt Darmstadt entnommen habe, und diese hier in Kurzform wiedergebe.

 
November 2001 bis 2008

Der Planungsbeirat Agenda 21 Themengruppe „Wasser in der Stadt“ tagte bezüglich der geplanten Offenlegung des Darmbachs insgesamt 24 Mal. Das Schlüsselprojekt „die Neugestaltung des Darmbachs“ bestand aus den folgenden wesentlichen Forderungen:

Offenlegung des Darmbachs zwischen Großen Woog und Herrngarten

Renaturierung zwischen Lichtwiese und Großen Woog

 
Juni 2006

In den Jahren 2006-2011 gab es eine Koalitionsvereinbarung zwischen SPD, DIE GRÜNEN und FDP, die Folgendes paraphierte.

Die Vereinbarungen zum Projekt Darmstadtbach lauten wie folgt:

"Die Freilegung des Darmbachs (zusammen mit Meiereibach) ab dem Botanischen Garten wird nach den Vorgaben des Regierungspräsidenten (Erlass vom 10.11.04) bis zum Herrngartenteich durchgeführt. Angesichts der anstehenden Gebührenerhöhungen soll geprüft werden, inwieweit der weitere (westliche) Teil bis zur Einleitung in den Landwehrkanal realisiert werden muss."

Bis Anfang Juli 2006 soll über die Annahme dieser Vereinbarung entschieden werden.

 
Juni 2006

Der Magistrat der Stadt Darmstadt stimmt der Entwurfsplanung zum Darmbach im Bereich Lichtwiese zu.

Seit April 2006 liegt dem RP Darmstadt diese Planung vor, die nun in die nächste Phase als „wasserrechtliches Genehmigungsverfahren“ treten kann. Falls eine Genehmigung erteilt wird, ist dies die Voraussetzung für die Anträge zur Förderung aus dem Landesprogramm "Naturnahe Gewässer", sowie aus der Hessischen Naturschutz-rechtlichen Ausgleichsabgabe.

 
März 2008

Das Regierungspräsidium Darmstadt nimmt aus Gründen der Verhältnismäßigkeit Abstand von einer wasserrechtlichen Anordnung zur Abkopplung des Darmbachs vom Abwassersystem und macht folgende Aussage:

Die Realisierung des Projektes Darmbach-Abtrennung bzw. –Offenlegung bleibt damit der kommunalen Gestaltungsfreiheit der Stadt Darmstadt im Rahmen ihrer eigenen Prioritäten und Finanzierungsmöglichkeiten überlassen.

 
Anmerkung:

Durch ein wissenschaftliches Gutachten von Herrn Prof. Cornell (TU Darmstadt) hatte sich herausgestellt, dass das in die städtische Kanalisation eingeleitete Darmbachwasser keinen signifikanten Einfluss auf den Reinigungsprozess der städtischen Kläranlage hat. Im Laufe des Planungsprozesses entwickelte sich diese Annahme zu dem Hauptgrund für eine mögliche Herausnahme des sauberen Darmbachs aus der Kanalisation. Sie veranlasste auch das RP Darmstadt notfalls eine Anordnung zur Abkoppelung des „Darmstädter Haus- und Hofflusses“ zu erlassen. Ein Paragraph des Wasserhaushaltsgesetzes sollte die rechtliche Grundlage für eine mögliche wasserrechtliche Anordnung sein.

Nach genauer Interpretation des Paragraphen sah man jedoch davon ab. Eine wasserrechtliche Anordnung wurde nach den gewonnenen Erkenntnissen, in Bezug auf die Einleitung des Darmbachwassers in die Kanalisation und Kläranlage, als „unverhältnismäßig“ beurteilt um angesichts der Projektkosten von ca. 10 Millionen Euro, eine Ausführung der wasserrechtlichen Anordnung zu rechtfertigen.

 
In Folge entschied sich der Magistrat die Umsetzung zurückzustellen, da sie derzeit nicht finanzierbar ist.

 
November 2008

Einstellung der Arbeit des Planungsbeirats aufgrund der Entscheidung der Stadt Darmstadt, die Realisierung des Gesamtprojekts Darmbachoffenlegung nicht weiter zu verfolgen.

Am 26.11.2008 wird der Verein „Darmbach e.V.“ gegründet, um das Projekt der Darmbachoffenlegung weiter zu führen.

 
September 2009

Die Stadtverordnetenversammlung hebt alle bisherigen Beschlüsse zur Darmbach-Offenlegung zwischen Woog und Carl-Schenck-Ring auf.

Mai 2011

Koalitionsvertrag 2011-2016 zwischen den Grünen und der CDU besagte:

"Die Herausnahme des Darmbachwassers aus der städtischen Kläranlage und gegebenenfalls seine (teilweise) Offenlegung werden einer objektiven Neubewertung unterzogen. Dies erfolgt insbesondere unter dem Aspekt der Einsparung von Abwassergebühren und der damit möglichen Investitionen in anderen Bereichen.“


Dezember 2013

Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Darmstadt beschließt die Wiederaufnahme der Planung zur Abkopplung von Darmbach und Meiereibach

 
Juli 2015

Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Darmstadt beschließt eine „neue“ Trassenführung des geplanten Darmbachverlaufs entgegen der ursprünglichen Planung. Offenlegung nur in der westlichen Rudolf-Mueller-Anlage, am Grünstreifen südlich des Jugendstilbads, an der Altstadtanlage an der Stadtmauer, im Herrngarten sowie in der Grünanlage am Tiefen See.

 
Dezember 2016
  Beschluss der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Darmstadt, dass sämtliche Finanzmittel für die Darmbach-Offenlegung aus dem Haushalt für das Jahr 2017 gestrichen werden.

 

Welche Tierarten würde man in den naturnah gestalteten Bereichen des Darmbachs antreffen können?

 

Der Dreistachlige Stichling, der im Meiereibach und im Judenteich vorkommt, die Bachschmerle und der als kräftiger Schwimmer bekannte Gründling könnten den Darmbach in Fließrichtung besiedeln. Sicherlich würde auch das Rotauge dort heimisch werden, da dessen Eier durch Entenflug auf alle Gewässer übertragen werden. Neben diesen Fischen würden Bachflohkrebse, Feuersalamander (im Oberlauf des Darmbachs), der braune Grasfrosch, Stockenten und gelegentlich auch Graureiher am Darmbach anzutreffen sein. Innerhalb des Stadtgebietes und in den Grünanlagen könnten ebenfalls einige dieser zuvor genannten Lebewesen zu beobachten sein. Vor allen Dingen wären dies die Fische, die sich nicht durch dunkle Rohrabschnitte von Wanderungen mit oder gegen die Strömung beeinflussen lassen würden.

Kontroverse Meinungen, Aussagen und Ansichten bezüglich des Darmbachs und seiner möglichen Offenlegung

 

Es gibt eine ganze Reihe von Aussagen und Meinungen, die für oder gegen eine Darmbachoffenlegung sprechen. Alle zu erwähnen und zu erläutern würde jedoch den Umfang dieser Informationsseite zum Buch "Gewässer in und um Darmstadt" übersteigen.

 

Ich möchte daher hier ein paar Fragen - die schon öfters in der Darmstädter Presselandschaft diskutiert wurden - nun genauer erläutern.

 

Warum soll man Darmbach und Meiereibach aus der Abwasserkanalisation herausnahmen, wenn diese Bäche angeblich eine nicht unerhebliche Spülwirkung für diese hat?

Fakt ist:

Das Kanalnetz Darmstadts umfasst eine Länge von fast 370 km. Es handelt sich dabei um eine Mischwasserkanalisation. 
Davon werden aber nur knapp 1 Prozent (etwa 3,7 km) mit Darmbachwasser benetzt.

Geht man davon aus, dass das Bachwasser mit 20 Liter pro Sekunde im Abwasserkanal fließt, wird aber keine zusätzliche Spülwirkung in diesen geringen Abschnitt der Mischwasserkanalisation zu erkennen sein.

Die Mischwasserkanäle der Stadt Darmstadt werden nur bei Starkregenereignissen gespült und zwar durch die Regenwassermengen die in die Abwasserkanalisation u.a. über die Straßeneinläufe eingeleitet werden.

Der Darmbach hingegen wird bei Starkregenereignissen seine durch das Regenereignis angeschwollene Wasserfracht zunächst in der Talsperre „Großer Woog“ speichern. Eine sofortige Weiterleitung der Abflussspitzen des Darmbachs wird somit verhindert. Der Hochwasserablauf des Großen Woogs könnte zwar bis zu 200 Litern / Sekunde in die Kanalisation abgeben, wenn es aber zu diesem Fall kommen würde, dann wäre der Kanal bereits zuvor schon längst durch die Regenwassermassen, welche im Stadtbereich angefallen wären, gespült worden. Vereinfachend ist zu sagen, das eine Spülwirkung von Mischwasserkanälen erst dann zum Tragen kommen, wenn die Regenwasserbelastung beim Hundertfachen des normalen Trockenwetterabflusses liegt.

Weiterhin ist es wichtig zu wissen, dass der Darmbach nach dem Einleiten in die städtische Abwasserkanalisation in der Rudolf-Mueller-Anlage am Schlossgraben in einen Hauptsammler mündet, welcher eine maximale Kapazität von 6000 – 7000 Litern pro Sekunde aufweist. Auch bei Trockenwetterabfluss fallen hier durch die Einleitungen von Hunderten von Haus- und Gewerbeanschlüssen eine große Menge an Abwässern an. Das Wasser des Darmbachs, welches hier bei Trockenwetterabfluss maximal 20 Liter Bachwasser pro Sekunde führt, hat also definitiv keinerlei Spülwirkung für die Darmstädter Abwasserkanalisation.

Weiterhin sei es doch von Vorteil, wenn durch Bachwasser verdünntes Abwasser in die Kläranlage fließt, denn somit würde der Kläranlage sogar bei der Klärung der Abwässer „geholfen“ werden. Je verdünnter das Abwasser umso besser, und umso leichter wäre es für die Kläranlage dieses Abwasser zu reinigen!

Die Annahme ist nicht richtig, dass verdünntes Abwasser die Leistungsfähigkeit der Kläranlage erhöhen bzw. verbessern würde -sprich verdünntes Abwasser ließe sich besser reinigen. Umso mehr Fremdwasser (hier ist es das Bachwasser) in die Kläranlage fließt, umso geringer ist der Wirkungsgrad der biologischen Reinigung der Kläranlage oder anders gesagt, umso mehr Aufwand wird nötig sein das Schmutzwasser zu reinigen.

 

Mancher Bürger fragt sich: „Obwohl ich Wasser spare, soll ich das Darmbachprojekt durch höhere Abwasserkosten finanzieren! Wieso?“

 
Die Infrastruktureinrichtungen Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung werden von der Stadt Darmstadt für die Bevölkerung vorgehalten. Die Kosten hierfür sind nahezu unabhängig von der Anzahl der angeschlossenen Bürger, d.h. ob nun 100.000 Einwohner oder 110.000 Einwohner angeschlossen sind, verändern die Kosten nicht. Diese Kosten müssen auf die angeschlossenen Bürger entsprechend ihres Verbrauchs umgelegt werden. Fließt nun, z.B. durch die Herausnahme des Darmbachs, weniger Abwasser durch die Kläranlage, so müssen die verbleibenden Abwassererzeuger (Bürger, Gewerbe etc.) den Differenzbetrag durch höhere Abwassergebühren ausgleichen, da aufgrund von festen Betriebskosten der Kläranlage die Kosten gleich bleiben.

Bis zum heutigen Tag verfolgt der im Jahr 2008 gegründete Verein Darmbach e.V. das Ziel, den Darmbach der Darmstädter Abwasserkanalisation zu entziehen und ihn in der Innenstadt wieder offen fließen zu lassen. Weltweit werden und wurden schon viele Bäche in Großstädten offengelegt. Dabei profitierten Grünzüge, Grünanalgen, Bewohner als auch das Stadtbild immens von den jeweiligen Offenlegungsprojekten. Dies möchte der Verein Darmbach e.V. auch für Darmstadt erreichen. Zumal dieses Projekt den positiven Effekt hätte, dass nach einer Phase der Projektfinazierung der Haushalt der Stadt Darmstadt, durch nicht zu zahlende Abwassergebühren in Höhe von z.Zt. ca.1,5 Mio jährlich, entlastet würde.

 

Genauere Information über den Darmbach, den Darmbach-Verein und seine Ziele entnehmen Sie bitte der Internetseite www.darmbach-ev.de

Weitere Informationen, Pläne, Grafiken und Bilder zum Offenlegungsprojekt des Darmbachs entnehmen Sie bitte den folgenden Seiten der Stadt Darmstadt und ihrem Straßenverkehrs- und Tiefbauamt www.darmbach.de und www.darmstadtbach.de