- Frühere
Darmbach Pläne -
Es soll dem Leser nicht vorenthalten werden, dass es vor der
aktuell diskutierten Darmbachoffenlegung noch andere Vorschläge bezüglich einer
Herausnahme des Darmbachs aus der städtischen Abwasserkanalisation gab.
Es gab verschiedene
bautechnische Überlegungen, wie die Stadt Darmstadt das Darmbachwasser mit
seiner guten Wasserqualität dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zuführen
könnte. Bei einem Vortrag im Jahre 1987
hat der damalige Leiter der Planungsabteilung im Tiefbauamt der Stadt
Darmstadt, Dr. Reiner Wackermann, verschiedene Möglichkeiten einer Herausnahme
des Darmbachwassers aus der städtischen Kanalisation vorgestellt und eine
mögliche Umsetzung im „Technischen Bericht Nr. 40, Institut für Wasserbau an
der TH Darmstadt 1988“ veröffentlicht.
Die erste Variante bestand darin,
das Darmbachwasser in der bestehenden Abwasserleitung in einem separaten Rohr
fließen zu lassen. Sozusagen ein „Rohr im Rohr-System“. Hierbei sollte im
Scheitel eines großen Abwassersammlers, dem so genannten Nordsammler, ein
weiteres Rohr für das Bachwasser eingebracht werden. Dieses sollte für den
Mittelwasserabfluß (MQ) des Darmbaches ausgelegt sein. Darüber liegende
Abflüsse sollten weiterhin durch die Mischwasserkanalisation abfließen. Dieser
Umstand wäre der erste Nachteil dieser Variante gewesen; denn es sollte ja das
gesamte Darmbachwasser der Kanalisation entzogen werden.
Ein weiterer Nachteil wäre eine
Beeinträchtigung des Querschnitts des Nordsammlers durch die Einbringung des
Zusatzrohrs gewesen. Dies hätte zu einer enormen Änderung des Abflussverhaltens
des Nordsammlers geführt. Das zusätzlich eingebrachte Rohr wäre ein
Abflusshindernis geworden und hätte das Leistungsvermögen des Abwasserkanals
negativ beeinflusst. Durch das Abfließen des Wassers von den befestigten
Flächen innerhalb der Stadt wäre relativ schnell das Mischwasserrohr gefüllt
worden. Bedingt durch das langsame Ansteigen des Teichpegels und dem
verzögerten Abfluss des Großen Woogs wäre das eingebrachte Rohr hingegen
relativ langsam mit Darmbachwasser vollgelaufen.
Eine
zweite Möglichkeit sah vor
das Wasser des Darmbachs in der Rudolf-Mueller-Anlage versickern zu
lassen. Dies wäre die schnellste Möglichkeit gewesen, das
Darmbachwasser wieder dem natürlichen Wasserkreislauf
zuzuführen. Diese
Variante schied jedoch wegen der geologischen Verhältnisse
Darmstadts aus, da
in der Rudolf-Mueller-Anlage felsiger Untergrund existiert. Auf diesem
Granodiorit, der unter verschiedenen anderen Ablagerungen ansteht,
würde das
dort eingebrachte Darmbachwasser in den westlichen tiefer liegenden
Teil der
Stadt Darmstadt fließen und könnte dort Bauschäden
verursachen. Das
Darmbachwasser könnte also nicht durch den Fels in tiefere
Bodenschichten
eindringen, es würde sich anstauen und Darmstadt somit
unterirdisch langsam
„überfluten“.
Die
realistischste Variante, die bei
diesem Vortrag diskutiert wurde, stellte eine Führung des
Darmbachs in einem
offenen Profil bis in den Herrngarten dar. Dort hätte er
schließlich versickern
können. Die geologischen Gegebenheiten wären dort relativ gut
gewesen. Der Aufwand für die Herstellung einer Versickerung
wäre aber
auch im Herrngarten zu groß gewesen. Eine ingenieurtechnische
Untersuchung hatte ergeben, dass bei einer Mittelwasserführung von
lediglich 25
l/s eine Versickerung prinzipiell machbar gewesen wäre. Sie
hätte aber
mindestens acht große Sickerschächte
erfordert, die regelmäßig hätten angefahren werden müssen. Zusätzlich hätte
deren oberste Filterschicht regelmäßig erneuert werden müssen. Eine solche
Maßnahme hätte enorme Umgestaltungsmaßnahmen in diesem historischen Park zur
Folge gehabt haben. Bäume hätten gefällt werden müssen
und der Park hätte seinen ursprünglichen Charakter völlig verändert. Der
Aufwand wäre deshalb für diese Maßnahme kaum zu rechtfertigen gewesen sein und
somit wurde dieser Vorschlag abgelehnt.