Der Meiereibach ist in den letzten Jahren im Zuge der Darmbachoffenlegung und der Sanierung des Großen Woogs sehr in den Fokus Bevölkerung und der Presse gerückt. Die Überschriften wie „Meiereibach soll Badesee nicht schaden“ oder aber „Gefahr für den Woog?“ lässt den Leser zunächst einmal glauben, dass der bis Mitte der 1970 iger Jahre mit dem Darmbach in den Großen Woog fließende Bach ein mit Schadstoffen belastendes verunreinigter Fließgewässer sei, welches den Großen Woog verunreinigen und schließlich sehr schaden könne.
Noch heute ist der Bach vielen Darmstädtern
jedoch kein Begriff. So werden des Öfteren nur die Überschriften aus der Presse
dazu benutzt diesen Bach dann auch umgangssprachlich als „Schmutzbrühe“ zu
bezeichnen, falls man sich einmal über ihn unterhalten sollte . Meistens reicht
es jedoch schon aus, die Artikel der Presse aufmerksam und genau zu lesen um zu
verstehen das Überschriften mit vermeintlichen „hohem Gefahrenpotential“ sich
im Verlauf des Artikels relativieren.
Um hier ganz klar Missverständnissen
vorzubeugen, soll deshalb dem Leser die „Problematik“ des Meiereibachs
bezüglich seiner Wasserqualität in den folgenden Zeilen erläutert werden.
Eins ist völlig klar: Der
Meiereibach ist auch heute noch ein sehr sauberer Bach mit konstanter
Wasserführung in Hochsommertagen.
Der einzige Parameter, der neben all den
anderen zu untersuchenden Kopfzerbrechen bereitet, ist der des Phosphatgehalts.
Das Fließgewässer weißt diesbezüglich eine hohe Konzentration auf, welche
geogenen („auf natürlicher Weise in der Erde entstanden“) Ursprungs ist. Weder
sind zunächst vermutete Düngemittelreste aus der ehemals intensiven
Bewirtschaftung des Oberfeldes, noch irgendwelche Einleitungen auf dem kurzen
Fließweges zwischen seinem Ursprung an der Dreibrunnenquelle und seinem
momentanen Ende in der Darmstädter Abwasserkanalisation hinter dem Judenteich
dafür verantwortlich.
Man kann hier im eigentlichen Sinn weder
von einer Schadstoffbelastung noch von einer Verschmutzung des Meiereibachs
sprechen – Es ist schlichtweg eine erhöhte Konzentration eines Parameters,
welcher in einer für den Großen Woog nicht akzeptablen Menge dem geologischen
Untergrund Darmstadts entstammt.
In einer Magistratsvorlage der Stadt
Darmstadt aus dem Jahre 2013 geht hervor, dass dieser schon Lösungsvorschläge
bezüglich einer Reduzierung der erhöhten Phosphatkonzentration entwickelt hat.
Der Magistrat sieht vor das Phosphat den Meiereibach durch den Bau einer
Granulatkammer zu entziehen, bevor dieser in dem Darmbach und dann auch in den
Großen Woog fließt. Die Herstellung dieser Phosphatadsorbtion würde ungefähr
30. 000 Euro kosten. Als Betriebskosten wurden ca. 5.000 Euro pro Jahr
angegeben.
Doch warum ist ein erhöhter Phosphatgehalt überhaupt so „gefährlich“ für das beliebte Badegewässer? Vereinfacht kann man sagen, dass der Große Woog als Badegewässer viele Anforderung, u.a. bezüglich der Wasserqualität, erfüllen muss. Hier sind u.a. auch die Phosphatwerte von besonderer Bedeutung, denn zurzeit würde ein Zusammenschluss von Darmbach und Meiereibach eine nicht genehmigte Konzentration in den Badesee transportieren. Eventuell könnte dies ein erhöhtes Algenwachstum begünstigen. Der Richtwert dieser Konzentration betrug im August 2014 „ kleiner 0,04 mg Gesamtphosphor pro Liter.“
Sollte das Problem der
erhöhten Phosphatkonzentration lösbar sein, und man dadurch Beeinträchtigungen
für die Wasserqualität des Großen Woog ausschließen, so würden sich positive
Effekte einstellen:
-Der Große Woog würde auch in extremen
heißen und trockenen Sommermonaten mit einer konstanten Wasserführung durch den
Meiereibach durchgehend mit Frischwasser versorgt werden.
-Der Meiereibach würde mit seinem
Frischwasser den Teich im Botanischen Garten speisen können. Das Wehr im
Botanischen Garten, welches zurzeit den Darmbach anstaut, um den dortigen Teich
mit Wasser zu versorgen, könnte zurückgebaut werden. Der Darmbach würde hier
für verschiedene Arten von Organismanen durchgängig werden.
-Die Stadt Darmstadt würde sich die zu
zahlende jährliche Abwassergebühr, welche durch die Einleitung des Meiereibachs
hinter dem Judenteich in die städt. Abwasserkanalisation Jahr für Jahr anfällt,
sparen können.
Wie schon erwähnt ist der Meiereibach
erst nach dem Bau der B 26 Ende der 1970 er Jahre nicht mehr zusammen mit dem
Darmbach in den Großen Woog geflossen.
Es sei daher die Frage erlaubt wie es vor dieser Zeit mit der Wasserqualität des beliebten Badegewässers ausgesehen hat?
Gab es damals Schlagzeilen, in denen der Meiereibach so im Fokus stand wie
heute?
Ganz Gewiss haben sich die Anforderungen
bezüglich der Gewässergüte im Laufe der Jahre geändert, und sicherlich sind die
damaligen Anforderungen mit den heutigen nicht zu vergleichen. Trotzdem
schwammen die Besucher damals Jahr für Jahr im Sommer im Großen Woog, ohne das
in der Historie des Badegewässers von regelmäßigen „Gefahren aus dem
Meiereibach durch Verunreinigungen und Verschmutzungen“ berichtet wurde.
Hätte man Ende der 1970 iger Jahre einen
Düker unter die B 26 gebaut, hätte der Meiereibach weiterhin in seinem Bachbett
durch den Botanischen Garten fließen können. Danach wäre dieser mit seiner
schon damals konstanten Wasserfracht in den Darmbach gemündet und hätte mit
diesem bis zum heutigen Tag den Großen Woog mit Frischwasser versorgt.
Sicherlich wäre auch hier vieles
unternommen worden, um die Anfordungen bzgl. der Wasserqualität des
Badegewässers zu erfüllen. Auch ganz gewiss hätte man versucht einen erhöhten
Phosphatgehalt im Fließgewässer zu unterbinden, vielleicht hätte man es auch
schon geschafft und eine Granulatkammer wäre schon jahrelang ein Bestandteil
des Meiereibachs……. Dies ist und bleibt jedoch reine Spekulation.
Eines wäre garantiert sicher:
Sicherlich würde heute kein
Verantwortlicher der Stadt Darmstadt auf die Idee kommen Fließgewässer wie den
Meiereibach und den Darmbach einfach in die Abwasserkanalisation zu leiten…und
sicherlich hätte auch keiner dafür Verständnis Jahr für Jahr für diese
Bachwassereinleitungen Abwassergebühren zahlen zu müssen.
Das was in „grauer Vorzeit“ mit dem
Darmbach in der Innenstadt Darmstadts gemacht wurde liegt nun schon lange Zeit
zurück, erregt aber bis heute immer noch die Gemüter in beiderlei
Hinsicht – Der Meiereibach wird hingegen aber noch nicht einmal
vierzig Jahre hinter dem Judenteich in die Darmstädter Abwasserkanalisation
eingeleitet!
Interessant ist, dass ich über das bis heute andauernde „ruhmlose“ Ende des
Meiereibachs in der Darmstädter Abwasserkanalisation hinter dem Judenteich
keine Artikel in der Darmstädter Presselandschaft finden konnte.
Folgende Fragen warten daher auf
Antworten:
Wurde damals nicht darüber berichtet?
Gab es keine Erklärung seitens der Stadt?
Was sagten Naturschutzverbände, das
Regierungspräsidium Darmstadt und die Woogsfreunde dazu, dass der Meiereibach
als Zufluß des Darmbachs/Großen Woogs wegfiel?
Warum versuchte die Stadt Darmstadt
nicht schon damals den Meiereibach mit einer Dükerleitung unter der
Bundesstraße durchzuführen, um den Darmbach weiterhin mit Meiereibachwasser
speisen zu können?
Wie haben die Verantwortlichen des
Botanischen Gartens reagiert, als auf einmal das dortige Bachbett des
Meiereibachs verweist war und kein Wasser mehr in den dortigen Teich fließen
konnte?
War der Meiereibach scheinbar wirklich
schon damals ein „unbekanntes“ Fließgewässer welches sang- und klanglos sich in
die Abwasserkanalisation „verabschieden“ durfte?
Warum verzichtete man einfach so auf
diesen Frischwasserzufluss zum Großen Woog?
Wird heute das Meiereibachwasser auch
einfach als „Überlauf des Judenteichs“ hinter dem Judenteich bezeichnet? Darf
es deswegen einfach so in die Kanalisation eingeleitet werden?
Ein Fließgewässer am Ende der 1970er
Jahren in die Kanalisation zu leiten bedurfte doch sicherlich gehörigen
Verwaltungsaufwand, der sicherlich irgendwo dokumentiert und archiviert wurde?
Antworten zu diesen Fragen konnten nicht
für diese Publikation gefunden werden. Diese wird es sicherlich aber geben, und
ggf. wird es möglich sein diese dann in einer Neuauflage des Buches
"Gewässerin und um Darmstadt" auch zu beantworten.
Viele Darmstädter Bürger – obwohl durchaus mit der Geschichte der ehemaligen Residenz vertraut und die sich selbst als „bekennende Heiner mit ausgeprägter Heimat- und Naturverbundenheit“ bezeichnen– kennen den Meiereibach bis heute nicht. Ein für mich ein unerklärliches Phänomen…
Aber warum soll es dem Meiereibach besser als der Ludwigshöhe, dem
Bessunger Hausberg, ergehen? Auch diese - mit ihrer gemütlichen
Einkehrmöglichkeit „Ludwigsklause“, dem historischen Ludwigsturm samt
Aussichtsterrasse mit Blick auf Darmstadt und das Umland ist vielen
langjährigen Bewohnern Darmstadts wirklich immer noch unbekannt…