Während der Phase des Ablassens seines Wassers wurde der Große Woog von Experten des
Kampfmittelräumdienstes nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg abgesucht.
Auch wurde der Woogsdamm gründlich in die Suche miteinbezogen. Zum Glück wurden
keine Kriegshinterlassenschaften gefunden. Der nun sichtbare strandähnliche
sandige Untergrund des beliebten Darmstädter Badesee ließ bei vielen
Spaziergänger Nordseestimmung aufkommen, denn nicht nur ein Geruch wie am
Wattenmeer lag in der Luft, sondern es konnten Vögel beobachtet werden, die auf
dem „Darmstädter Watt“ wie Strandläufer und Möwen am Meer nach Nahrung suchten.
Auch das vor einigen Jahren am Großen Woog eröffnete und mustergültig
umgebaute, renovierte und hervorragend geführte Café-Restaurant „Woog“ besaß
nun nicht mehr die Aussicht auf die große Wasserfläche inmitten der Großstadt.
Aus dem ehemaligen Vereinsheim nebst Gaststätte des DSW Darmstadt
wurde Darmstadt, seinen Bürgern und Besuchern durch den Ideenreichtum der neuen
Besitzerin eine Location „geschenkt“, die ihresgleichen sucht. Das „Woog“
mit seinen zum Wasser hin ausgerichteten großen Fensterfronten und seiner
angrenzenden Terrasse ist einzigartig und fasziniert auch durch sein
puristisches Flair im Inneren . Wahrhaftig ein Gewinn für die Stadt und in
seiner Art einzigartig und nicht mehr wegzudenken.
Jetzt war nun auf einmal der Große Woog ohne Wasser- sollte es nun
Probleme für die Gastronomie geben? Ganz im Gegenteil - obwohl das Wasser weg
war, und man schon bald am Woogsdamm in westlicher Richtung und am
Nordufer rege Bautätigkeiten erkennen konnte, zählte die Gastronomie „Woog“ am
„ temporären Darmstädter Wattenmeer“ nach wie vor zu den schönsten und
erholsamsten Orten Darmstadts.
Die Bautätigkeit am Nordufer beschränkte sich zunächst auf den Bau
einer behelfsmäßigen Schotterstraße auf dem nun freiliegenden Seegrund . Am
Woogsdamm und am Nördlichen Ufer in Richtung Landgraf-Georg-Straße
begannen die Bauarbeiten für die Errichtung neuer Schieber und den
dazugehörigen Schächten, neuer Ablaufleitungen und der Einbau eines
Ablaufbegrenzers. Dieser ist bei einem offenen Verlauf des Darmbachs
durch die Innenstadt von Bedeutung, denn der maximale Abfluss des
Ablaufbegrenzers von 200 Liter in der Sekunde entspricht der Ausbauwassermange
des offengelegten Darmbachs durch die Innenstadt. Zu guter Letzt wird die
kurzfristige Flexibilität des Wasserstandes des Großen Woogs durch diese
baulichen Neu- und Erneuerungen erheblich verbessert werden.
Schon ein paar Jahre zuvor wurde im Woogsdamm zur
Heinrich-Fuhr eine Hochwasserentlastung in die Kanalisation gebaut, die heute
als Fallschacht mit einem Gitterschutz gut im Damm zu erkennen ist. Diese und
zuvor genannten Maßnahmen wurden u.a. notwendig um das Gewässer für ein
mögliches Hochwasserereignis zu wappnen, einen Dammbruch zu vermeiden und die
Stadt vor einem möglichen katastrophalen Ereignis zu schützen. Die alten
Anlagen konnten bisher nur ein 300 jährliches Hochwasser verkraften, aber da
der Große Woog im wasserbaulichen Sinn eine Talsperre darstellt, müssen
rechtliche Vorgaben eingehalten werden, die verlangen, dass eine schadlose
Wasserableitung eines 5000 jährlichen Hochwasser gewährleistet sein muss. Diese
Vorschriften werden durch den Hochwasserablauf und der neuen Abflussregelung
des Großen Woogs erfüllt.
Noch einmal zurück zum Ablassen des beliebten Badesees:
Während
der Große Woog leerlief wunderten sich viele Besucher des „Darmstädter
Wattenmeers“ über einen besonderen Umstand. Wo war das Wasser des Darmbachs
geblieben? Machte der Spaziergänger eine große Runde um den See,
so stellte er fest, dass kein neues Darmbachwasser in den Badesee lief.
Was war mit dem Darmbach geschehen?
Die Antwort war einfach- wenn auch nicht allzu schön:
Der Stadtbach, der normalerweise nach dem Durchfließen des Großen
Woogs in der Rudolf-Müller-Anlage in die Darmstädter Abwasserkanalisation
geleitet wird, machte nun einige hundert Meter Luftlinie früher die
Bekanntschaft mit dieser. Darmstadts Darmbach wurde am Breslauer Platz in
die Abwasserkanalisation eingeleitet und nur ein kleiner Wasserstrom setzte
seinen normalen Weg in den botanischen Garten fort, um den dortigen Teich
weiterhin mit Frischwasser zu versorgen. Ein weiteres Fließen des Darmbachs bis
zum Großen Woog wurde somit unterbunden. Alle Bachbewohner hatten im Bereich
des Breslauer Platzes zwei Überlebenschancen: Entweder mussten sie den Abzweig
in Richtung des Botanischen Gartens einschlagen oder entgegen der Strömung in
Richtung Vivarium und Waldesrand schwimmen, um weiterleben zu können. Doch
welcher Organismus schlägt schon von sich aus einen Weg ein, der auf den ersten
Blick durch weniger Wasser und geringe Strömungsgeschwindigkeit keinen
besonders attraktiven Eindruck vermittelt? Und welcher Wasserbewohner schwimmt
auf einmal gegen die Strömung, wenn er sich noch Bruchteile von Sekunden zuvor
mit der Strömung hat treiben lassen? Die Antwort fällt sicherlich nicht schwer.
Es bleibt nur zu hoffen, dass dies doch weit mehr Wasserbewohner des Darmbachs
machten als jede Studie annehmen würde… wohl eher ein Wunsch statt Realität!
Im Darmstädter Echo vom 10.11.2018 wurde darüber berichtet, dass die Wiederansiedelung von Fischen im Großen Woog nach einem ganz bestimmten System wieder begonnen hat. Werden dieses Jahr (2018) nur Friedfische wieder in den Großen Woog in die Freiheit entlassen, so sollen nächstes Jahr Raubfische folgen!
Mehr Informationen entnehmen Sie bitte der zuvor genannten Darmstädter
Zeitung.